
Faszination und Forschung zu Wespen und Hornissen teilen
Das Insektensterben zieht weite Kreise im Ökosystem
Es ist ein vielschichtiges Problem, das innovative Ansätze erfordert. Die industrielle Landwirtschaft ist eine der Hauptursachen für den Rückgang der Insektenvielfalt (s. beispielsweise Wagner et al. 2021). Dennoch kann Landwirtschaft auch Teil der Lösung sein, indem sie Lebensräume für Insekten wiederherstellt und nachhaltigere Praktiken umsetzt.
Wespen sind natürliche Schädlingskontrolleure
Soziale Wespen jagen andere Arthropoden um ihre Jungen zu füttern. Hiermit tragen sie zum natürlichen Gleichgewicht im Ökosystem bei. In der Landwirtschaft und im Gartenbau kontrollieren sie Schädlinge wie z.B. den Kohlweißling und unterstützen damit die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln. Internationale Studien in ökonomisch bedeutsamen Kulturen wie Mais, Zuckerrohr, Baumwolle, Tomaten und Kohl zeigen, dass soziale Wespen den Schädlingsdruck reduzieren und damit bei verringertem Pestizideinsatz die Erträge sichern (Prezoto et al. 2019, Southon et al. 2019, Gould & Jeanne 1984).
Soziale Wespen als Schädlingskontrolleure in der Landwirtschaft einsetzen?
Ich möchte herausfinden, wie groß das Potential von Wespen und Hornissen als Schädlingskontrolleure in der heimischen Agrarlandschaft ist. Wie stark können Wespen und Hornissen klassische Schädlinge wie Blattläuse, Schmetterlings- und Käferlarven reduzieren? Welche Arten verfüttern sie besonders gern und zuverlässig? Und können wir durch den gezielten Einsatz von sozialen Wespen Pestizide einsparen oder sogar ganz darauf verzichten? Ich arbeite mit Metabarcoding Methoden um die Nahrungszusammensetzung aus Fäkalproben der Larven zu bestimmen.
Wespen sind bei den meisten Menschen nicht gern gesehen (siehe Sumner et al. 2018 und Schmack et al. 2024). Viele fürchten ihren Stich oder fühlen sich beim Essen gestört. Das Image von Wespen und Hornissen ist mies - völlig zu unrecht. Wespen und Hornissen kontrollieren nicht nur Schädlinge, sie bestäuben zahlreiche Pflanzenfamilien, verbreiten Pflanzensamen und sind für den einzigartigen Geschmack so manchen Weins verantwortlich (siehe Brock et al. 2021). Ihr komplexes Sozialverhalten ist im Vergleich zu dem der Honigbiene wenig erforscht. Eine Studie von Tibbets et al. (2019) zeigt jedoch, dass Polistes-Wespen logisch schlussfolgern können. Faszinierend, oder?
Ist das schlechte Image gerechtfertigt?

„Ist es nicht eine wunderschöne Wespe? Ich bin Dutzende Male gestochen worden, aber ich habe mich nie beschwert. Ich glaube, das macht die Liebe mit einem."“
– Prof. Raghavendra Gadagkar,
Das schlechte Image, das Wespen exemplarisch für viele weitere “uncharismatische” Tiere haben, wirkt sich direkt auf die Bereitstellung von Ressourcen, die für die Erforschung dieser Tiere und ihrer ökologischen Rolle zur Verfügung stehen, aus (siehe Sumner et al. 2018 und Schmack et al. 2024). Weniger Forschung bedeutet weniger Forschungsergebnisse, die das schlechte Image der Wespen in Öffentlichkeit, Politik und Wissenschaft verbessern könnte. Wichtige Funktionen vieler uncharismatischer Tiere werden übersehen, ihre Beiträge zum Funktionieren unserer Ökosysteme nie beziffert (auch, wenn es das nicht brauchen sollte da jede Art einen intrinsischen Wert hat, der von ihren Funktionen unabhängig zu sehen ist).
Können wir statt Furcht Faszination für Wespen fördern?