Blogeintrag: Insekten - die wahren Juwelen

Wenn wir an Juwelen denken, sehen wir glitzernde Steine, feine Formen, filigrane Strukturen. Genau das finden wir auch direkt vor unserer Haustür, in der Welt der Insekten. Sie sind schillernd, vielfältig, filigran gebaut und von unschätzbarem Wert. Nicht nur aufgrund ihres Eigenwerts als Lebewesen, sondern auch für Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft.

Sammlung verschiedener Käferarten für Umweltbildungszwecke am Auckland Museum - Natural Sciences ©Julia Schmack

Insekten bilden das Rückgrat fast aller Ökosysteme. Sie bestäuben Wild- und Kulturpflanzen, zersetzen organisches Material, halten Schädlinge in Schach und sind selbst Nahrung für unzählige Tiere. Ohne Insekten wären unsere Wälder, Wiesen, Gärten, Flüsse und Seen stille, leere Räume.

Viele ihrer Leistungen geschehen im Verborgenen. Der Beitrag von Wildbienen zur Bestäubung, die Reinigungskraft von Aaskäfern, die Rolle von Ameisen als Bodenbelüfter, die Schädlingskontrolle durch Wespen – all das passiert leise, aber mit enormer Wirkung. Insekten sind systemrelevant – im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Bestäubung durch Insekten sichert weltweit Nahrungsmittel im Wert von hunderten Milliarden Euro jährlich. Obst, Gemüse, Nüsse, vieles gäbe es ohne sie nicht, oder nur zu horrenden Preisen. Selbst Kaffee, Kakao und Baumwolle hängen teilweise von Insektenbestäubung ab.

Die Zaunrüben-Sandbiene Andrena florea beim Besuch der Blüte einer Zaunrübe Bryonia dioica ©Julia Schmack

Zudem liefern Insekten Rohstoffe: Seide (Seidenspinner), Farbstoffe (Cochenille-Läuse), sogar nachhaltige Proteine für Tierfutter und menschliche Ernährung. Der Blick auf Insekten als nachhaltige Ressource wird angesichts ökologischer Krisen immer wichtiger.

Die Ästhetik von Insekten hat seit jeher Künstlerinnen und Designerinnen inspiriert: von Jugendstil-Ornamenten über Origami-Faltungen bis hin zu futuristischen Robotern, die nach dem Vorbild von Libellen oder Käfern konstruiert wurden. Ihre Körperfarben, die oft nicht durch Pigmente, sondern durch raffinierte Lichtbrechung erzeugt werden, sind ein ästhetischer Schatz, der so manche Augen zum Leuchten bringt.

Jugendstil-Glasvase mit Insektenmotiven ©Julia Schmack

Auch in der Bionik spielen sie eine Rolle. So liefern Ameisen die Vorlage für produktive Regelalgorithmen, Flügel von Bienen und Wespen dienen als Vorbilder für den Drohnenbau, das Facettenauge der Insekten inspiriert optische Systeme, die Menschenleben retten, und viele weitere Forschungsprojekte lassen sich von den Formen und Funktionen oder vielmehr von den Superkräften der Insekten inspirieren.

In der Medizin geraten Insekten zunehmend in den Fokus: Fliegenlarven helfen bei der Wundheilung, Ameisensäure findet Anwendung in der Rheumatherapie, Marienkäferblut könnte schon bald gegen Malaria eingesetzt werden. Auch bei der Suche nach neuen Antibiotika und Krebstherapien werden Insekten wie beispielsweise soziale Wespen als vielversprechendste Quelle erforscht, denn ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Mikroben und Giften macht sie zu idealen Studienobjekten.

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Blogeintrag: Insektensterben - warum es uns alle betrifft